„Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“ – das Zitat von Konrad Adenauer passt gut in unsere schnelllebige Welt und vor allem in die Welt der Wissenschaft. Denn was heute gilt, wird oft morgen schon wieder verworfen. Doch es muss nicht immer so sein – und das zeigt die Erfahrung, die ich in den Veranstaltungen des/der Trainingsspezialisten*in Pferd zum Thema Signale und Signalkontrolle machen durfte. Denn ich habe die Dokumentationen, die ich vom 2015 absolvierten Hühnermodul 3 zum gleichen Thema angefertigt habe mal mit den Aufzeichnungen des Trainingsspezialisten Pferd verglichen. Und gleich vorneweg: Die Kniffe, die ich 2015 gelernt habe, sind heute immer noch aktuell! Hinzugekommen sind aber weitere wichtige Erkenntnisse. Gerne möchte ich deshalb davon berichten, wie sich mein imaginärer Werkzeugkoffer um einige weitere Tools vermehrt hat – und welche anderen Themenschwerpunkte meine Aufmerksamkeit seit 2019 gefesselt haben. Die Module des Trainingsspezialisten Pferd begleite ich mit Begeisterung seit 2019 bei Nina Steigerwald, zum Teil als Coach und zum Teil als aktive Teilnehmerin. Wer die Hühnermodule bereits besucht hat und danach die Chance ergreift, das Gelernte direkt an der Spezies Tier anzuwenden, für die man sich im Training schwerpunktmäßig entschieden hat, kommt hier auf seine vollen Kosten. Die gute Mischung aus Theorie und Praxis helfen dabei, die komplexen Themen zu verstehen und diese direkt mit dem Tier gemeinsam umzusetzen. Die Beobachtungsgabe, das Timing und die vielen anderen wichtigen Kompetenzen, die man in den Hühnermodulen lernt, kommen einem hier zur Hilfe. Ich nutze dabei die Chance, mein Wissen, das ich während der fünf absolvierten Hühnermodule gesammelt habe, aufzufrischen sowie abzugleichen. Ich prüfe was davon routinemäßig in meinen Trainingsalltag mit Frida übergegangen ist oder zukünftig übergehen sollte. Im Folgenden gebe ich Euch einen kleinen Ausschnitt aus meinen Dokumentationen von 2015 und ergänzenden Kommentaren aus 2019.
– BEOBACHTUNGEN ALS CO-TRAINERIN FORMULIEREN –
2015 – ERKENNTNISSE AUS DEM HÜHNERMODUL 3
„SIGNALE UND SIGNALKONTROLLE“
Als Co-Trainerinnen haben wir die Funktion, der Trainerin während ihrer Trainingssession zu assistieren. Hierzu gehört unter anderem vorher vereinbarte Beobachtungsmerkmale der Trainerin nach der Trainingssession mitzuteilen: z.B. wie oft habe ich geclickt, als das Huhn gestanden hat – obwohl ich es in der Bewegung clicken wollte. Zudem ist mitunter die Zeit im Auge zu behalten oder auch der Tisch von verschüttetem Futter zu befreien. Je nachdem, welche Assistenz-Tätigkeiten sich die Trainerin im Vorfeld gewünscht hat. Anfangs habe ich die Zeit nach der Trainingssession dazu genutzt, Beobachtungen zu schildern und habe diese gleichzeitig auch bewertet, um danach Trainingsvorschläge zu machen bzw. mit der Trainerin weitere Schritte zu planen.
Interpretation vermeiden – Beobachtungen wertfrei beschreiben
Schon nach der zweiten Trainingssession wurde ich von den beiden Top-Trainerinnen***, Nina Steigerwald und Katja Frey, auf meine Bewertungen aufmerksam gemacht und aufgefordert, meine Beobachtungen wertfrei zu formulieren, da der Informationsgehalt dadurch konkreter wird. Das wertfreie Formulieren stellt einen vor ganz neue Herausforderungen. Interpretationen, die meist automatisch vom Menschen in Bezug auf das Verhalten des Tieres („das Huhn hat richtig viel Spaß“) vorgenommen werden, fallen hier komplett weg. Letztlich gilt es, sich nur auf das Schildern von Beobachtungen zu beschränken. Die Beobachtungen werden dadurch viel präziser und detaillierter weitergegeben. So wird aus „Diesmal hat das Huhn das Bein schön hochgehoben, das hast Du gut geclickt!“ plötzlich „Diesmal hat das Huhn beim zweiten Schritt das Bein ca. 1cm höher genommen. Du hast genau in dem Moment geclickt, als das Bein am höchsten Punkt war.“
Fazit: Es ist sinnvoll, der Trainerin eher ein solches, wertfreies Feedback zu geben, da sie mit diesen Angaben den nächsten Trainingsschritt exakter planen und ggf. Ihren Trainingsplan anpassen kann.
2019 – ERGÄNZUNGEN AUS DEM TRAININGSSPEZIALISTEN PFERD MODUL 3
„SIGNALE UND SIGNALKONTROLLE“:
Das in 2015 Gelernte ist immer noch allgemeingültig. Ergänzend möchte ich aber hier noch die Methodik des „Sportkommentators“/der „Sportkommentatorin“ erwähnen. Hierbei kommentiert die Trainerin ihre Vorgehensweise während des Trainings. Das hilft den Außenstehenden dabei, das geplante Vorgehen/das Training zu verfolgen und zu verstehen. Bei Videoaufzeichnung weiß die Trainerin im Nachhinein zudem genau, was sie getan hat, was sie sich dabei gedacht hat und legt somit einen ersten Grundstein für die anschließende gemeinsame Reflexion.
Virtuelle Dokumentation
Diese Art der Dokumentation hilft auch für die weiterführende Planung der Trainingsschritte und gibt Aufschluss über den Zustand des Pferdes im Training. Auf dem Video lassen sich gut Stressanzeichen, Ablenkungen in der Ferne oder andere wichtige Details erkennen, die der Trainer, die Trainerin während des Trainings nicht im Auge hatte.